Jeannine Wilkerling im Interview

Jeannine Wilkerling ist die Präsidentin des Deutschen Pole Sport Verband e.V. (DPSV) und Organisatorin der Miss & Mister Pole Dance Germany. Zusammen mit Sabrina Pankow zählt sie zu den Gründerinnen und Pionierinnen der deutschen Pole Dance und Sport Szene. Im Pole Art Magazine Interview spricht sie exklusiv über die Anfänge, die Entwicklung und die Zukunft der Meisterschaften und des Pole Sports in Europa.

Wie kamt ihr auf die Idee zu Miss & Mister Pole Dance Globe?

Nachdem ich mit Sabrina Pankow, der Vizepräsidentin des DPSV, die 5. Deutsche Pole Sport Meisterschaft "Miss & Mister Pole Dance Germany" 2013 organisiert hatte und wir sehr viele Anfragen aus dem Ausland bekamen, ob Teilnehmer z.B. aus Japan und anderen Ländern an der Deutschen Meisterschaft teilnehmen könnten und wir dies leider verneinen mussten, beschlossen wir die internationale Welt Pole Sport Meisterschaft zu organisieren. Wir wollen somit auch den internationalen Teilnehmen die Chance geben an unseren Meisterschaften teilzunehmen. Der Name Miss & Mister Pole Dance Globe ist ein traditioneller Titel. Dieser ist in Anlehnung an die erste Weltmeisterschaft "Miss Pole Dance World" aus dem Jahr 2005 entstanden.

Was steckt hinter dem Event?

Das besondere an unserer Welt Pole Sport Meisterschaft ist, dass jedes Land die Chance bekommt sich im Finale in Deutschland zu repräsentieren, so wie wir uns eine Weltmeisterschaft vorstellen. Es bekommen auch die Länder eine Chance die normalerweise keine Chance auf einen finalen Platz hätten. Somit werden sich die Leistungen teilweise stark unterscheiden, aber dafür steht der Grundgedanke im Vordergrund "Mitmachen ist alles" und nicht "gewinnen um jeden Preis". Dafür werden auch Länder unterstützt bei denen der Pole Sport noch nicht weit entwickelt und bekannt ist. Zudem haben die Teilnehmer nicht den Stress sich an Pflichtfiguren zu halten, denn Individualität des jeden Einzelnen ist mit das höchste Gut im Pole Sport. Wir wollen die Stärken jedes Athleten oder auch Künstlers sehen und unsere internationale, hochqualifizierte Jury wird dies bewerten. Dadurch dass Deutschland sehr zentral in Europa liegt, können wir den Teilnehmern eine einfachere Anreise ermöglichen, denn viele Teilnehmer kommen aus dem Raum Europa. Derzeit haben sich über 50 Teilnehmer aus über 22 Länder zum Finale in Gießen qualifiziert. Wir freuen uns sehr auf alle Teilnehmer, die aus der ganzen Welt, darunter Japan, Malaysia, Australien und Südafrika, anreisen. Besonders freuen wir uns auf die kleinen Sportler aus Taiwan, den Niederlanden, Russland, Ungarn, Schweden und Italien.

Ihr fördert gerade die Jugend im Pole Sport. Warum ist euch das so wichtig?

Wir sehen die Zukunft des Pole Sports in den Kindern und Jugendlichen genauso wie in allen anderen Sportarten, Berufen und der gesellschaftlichen Entwicklung. Ohne die Kinder und Jugend wird Pole Sport nie eine anerkannte Sportart werden, denn um als Breitensport aufzutreten, muss es auch von jedem zu erlernen sein. Kinder und Jugendliche müssen stärker unterstützt werden, weil unser Sport sich aus einer nicht jugendfreien Welt heraus entwickelt hat. Hier muss sehr viel Aufklärungsarbeit gegenüber den Eltern, Schülern, Freunden und Lehrern geleistet werden.

Wie setzt ihr das in euren Meisterschaften um?

Wir leisten im Vorfeld sehr viel Aufklärungsarbeit und zeigen der Gesellschaft, dass auch Kinder an Pole Sport Meisterschaften teilnehmen können und mit sehr viel Spaß bei der Sache sind. Zudem unterstützen wir keinerlei Sexismus, einfach um die Kinder und Jugendlichen zu schützen. Das heißt nicht, dass wir lasziven, exotischen Tanz nicht wertschätzen. Das heißt lediglich, dies hat auf unseren Meisterschaften, an denen Kinder und Jugendliche teilnehmen, nichts zu suchen. Dafür gibt es andere internationale Pole Meisterschaften.

Du bist ja schon sehr lange im Pole Sport involviert. Wie hat er sich in den letzten Jahren entwickelt?

Angefangen hat alles mit der "Miss Pole Dance World" Meisterschaft in Amsterdam 2005, die erste Pole Dance Meisterschaft der Welt. Berühmte Persönlichkeiten nahmen teil, wie Elena Gibson (GB), Reiko Suemune (Japan), Tammy Morris (Kanada), Pantera Blacksmith (USA) und Sabrina Pankow (Deutschland). Organisiert wurde damals alles von John Benner, ein Mann über den heute keiner mehr positiv sprechen mag, aber der dennoch die Vision hatte Pole Dance als eine neue Sportart, die jeder ausüben kann, bekannt zu machen. Ohne diese Personen würde es den Pole Sport nicht so geben, wie es ihn heute in sehr vielen Ländern gibt. Oft denken heute die Schüler Pole Dance hat mit Anastasia Skukhtorova, Oona Kivelä und Felix Cane angefangen. Dem ist nicht so, aber sie haben einen sehr großen Beitrag geleistet und tun es auch noch immer. Zur weiteren Entwicklung haben die einzelnen Pole Dancer sehr viel beigetragen und auch mit der Entstehung von Facebook 2004 und YouTube 2005 hat der Sport quasi einen exponentiellen Anstieg auf der Beliebtheitsskala verzeichnen können.


Später wurden die ersten nationalen Miss Pole Dance Meisterschaften ausgetragen und bereits 2007 wurde die erste Deutsche Pole Dance Meisterschaft „Miss Pole Dance Germany“ von Sabrina Pankow organisiert. Damals waren High Heels noch Pflicht und es gab ebenfalls keine Pflichtelemente. Aber so rasch sich Pole Dance entwickelte, entwickelten sich auch die Regeln der Pole Meisterschaften weiter und wurden von Jahr zu Jahr angepasst. 2009 eröffneten die ersten Schulen in Deutschland ihre Türen. Dazu zählen die bekannten Schulen wie die Pole Dance Academy geführt von mir, Polebatics geführt von Nele Sehrt und PoleworkX geführt von Melanie Mosler. Durch das große Interesse der Medien kam eins zum anderen. Sehr viele Pole Dance Schulen, Meisterschaften und Länder folgten und noch mehr Pole Dance Fans kamen hinzu. Pole Dance hat sich zu einer beliebten Sportart und Kunst entwickelt. Die einen tanzen, um ihr Selbstbewusstsein zu steigern und sich in ihrem Körper wohl zu fühlen und für die anderen ist es nur ein Sport, den jeder ausüben kann, eben auch Kinder und Jugendliche. Letztendlich bewegen wir uns alle gern um die Stange, ob sehr sexy, leicht lasziv oder sportakrobatisch.


Der Pole Sport hat sich somit sehr gut entwickelt und ist auch, wie gewollt, sehr bekannt geworden. Es hat sich eine eigene weltweite Pole Szene gebildet. Aber wie auch in jeder Entwicklung hat jede Medaille zwei Seiten und auch politisch hat sich in der Pole Dance Welt viel getan. Es gibt unterschiedliche Ansichten über die Definition von Pole Dance, Fitness, Sport und teilweise wächst die Welt über Kompromisse zusammen oder auch nicht. Schade ist es, dass viele versuchen einfach nur Geld aus dem Ganzen zu ziehen und der Grundgedanke, warum wir alle mit Pole Dance anfangen haben, verloren geht. "Gewinnen um jeden Preis" steht weit oben, bekannt werden um jeden Preis ebenfalls, aber ganz ehrlich das ist nicht wirklich das, warum wir alle Pole Dance so lieben, sondern wir wollen uns gekonnt um die Stange bewegen, quasi fliegen, um uns von alltäglichen Dingen zu befreien. Neue Kontakte knüpfen, sich auszutauschen, sich gegenseitig zu motivieren und aufzubauen, um Spaß zu haben und sich fit zu halten, das ist das was Pole Dancer auf der ganzen Welt verbindet.

Wo denkst du, wird es noch hingehen? Was sind eure weiteren Ziele?

Pole Sport wird sicher noch mehr Anhänger finden, viel mehr Schulen werden eröffnet und auch neue Meisterschaften werden kommen und alte Meisterschaften werden in die Pole Dance Geschichte eingehen. Es werden sich über die nächsten Jahre die besten und stärksten Schulen und Meisterschaften durchsetzen und es wird sicher noch mehr daran gearbeitet Pole Dance zu einer anerkannten Sportart voranzutreiben. Pole Dance wird auch in kleineren Ländern bekannter werden und Länder werden bei Meisterschaften vertreten sein, die bis jetzt noch keine Chance hatten. Verbände und Vereine werden gegründet werden, um eine Struktur aufzubauen. Unser Ziel ist es, den Pole Sport in Deutschland voranzutreiben, um eine anerkannte Sportart zu werden. Mit der Hilfe des Deutschen Pole Sport Verband e.V., der nationale Verband, der sich seit 2010 um diese Angelegenheit kümmert, werden wir es sicher schaffen. Dafür wurde der DPSV mit dem „Stern des Sports“ in Bronze ausgezeichnet. Diese Auszeichnung wird vom DOSB, dem Deutschen Olympischen Sport Bund verliehen. Die Arbeiten hierzu sind also voll im Gang. Zu den diesjährigen Deutschen Pole Sport Meisterschaften „Miss & Mister Pole Dance Germany“ am 6. Juni und den Welt Pole Sport Meisterschaften „Miss & Mister Pole Dance Globe“ am 7. Juni in Giessen, die vom TSG Blau Gold Giessen e.V. Tanzverein ausgerichtet werden, werden voraussichtlich prominente und politische Persönlichkeiten vertreten sein, wie die Gießener Oberbürgermeisterin Dietlind Grabe-Bolz, sowie der Hessische Ministerpräsident Volker Bouffier und auch Mitglieder des DTV Deutscher Tanzsportverband e.V. Sie werden sicherlich einen großen Beitrag zur Entwicklung des Pole Sports in Deutschland leisten.

Wir sind schon sehr gespannt auf die „Miss & Mister Pole Dance Germany und Globe 2015“ und werden ausführlich von den Meisterschaften berichten. Tickets für den 6. und 7. Juni 2015 in Gießen gibt es hier: www.miss-poledance-germany.de

Weitere Informationen zur ersten Weltmeisterschaft „Miss & Mister Pole Dance Globe“ findest du hier: www.poledanceglobe.com

Foto- und Bildmaterial:
Thomas Lohnes, Christopher Wesser, Deutscher Pole Sport Verband e.V.

(ms)

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