Wir haben die französische Pole-Künstlerin Marion Crampe Ende März in Berlin getroffen. Noch bis zum 19. Juli 2014 ist sie dort im Friedrichstadt-Palast in der Revue „Show Me“ an der Pole zu sehen. Sie liebt den emotionalen, ausdrucksstarken Tanz und schon als Kind träumte Marion davon Tänzerin zu werden. Nach einer klassischen Ballett- und Jazz-Ausbildung sowie Street Jazz und Hip Hop fand sie 2006 ihre Leidenschaft im Pole Dance.
Du hast in einem Interview gesagt, dass du schon als kleines Kind davon geträumt hast Tänzerin zu werden. Wie wurde dein Traum für dich zur Wirklichkeit?
Ja, dazu fällt mir sofort eine lustige Geschichte ein: Letztes Jahr fand ich meine Kindertagebücher, in die ich mit circa 6 Jahren schrieb: „Ich möchte eine Tänzerin sein.“. Meine Mutter sagte „Das ist nicht möglich.“ und ich habe bewiesen, dass es das doch ist. Ich habe nie aufgehört an meinen Traum zu glauben. Ich arbeite hart daran und gebe niemals auf.
Im Jahr 2006 hast du das erste Mal an der Stange getanzt. Was für eine Erfahrung war das für dich?
Ich hatte meine allererste Pole Stunde mit Lolo Hilsum. Nach meinem ersten Versuch war ich total süchtig danach. Da ist etwas in Pole Dance, entweder kommst du gar nicht ran oder du wirst süchtig in dem Moment in dem du die Pole zum ersten Mal berührst. Es ist interessant, Pole Dancing gibt Frauen und mittlerweile auch Männern so viel Kraft. Ich denke wir müssen noch mehr forschen, um die Kraft und Magie an Pole Dance zu verstehen. Es hat mein Leben verändert und das von so vielen anderen.
Wolltest du nach dieser besonderen Erfahrung dein Leben auf Pole Dance aufbauen?
Ich wurde nicht als Pole Dancerin geboren. Ich studierte Sport für Behinderte und war noch sehr jung als ich fertig wurde und wusste nicht, ob ich dafür schon bereit bin. Aber ich wollte Tänzerin werden. Ich war in Paris, nahm meine erste Pole Dance Stunde und traf für mich wichtige neue Leute. Ich denke es ist Schicksal, es hat mein Leben verändert.
Seit dieser Zeit hast du viel im Pole Sport erlebt und große Erfolge erzielt, hat sich deine Einstellung zu Pole Dance verändert?
Es hat meine Einstellung nicht verändert aber es lässt meine Ideen täglich wachsen. Ich versuche viele neue Dinge beim Pole Dance zu verstehen. Ich erweitere mich dadurch ständig und ich genieße es. An jedem Tag ist es etwas Neues. Es sind nicht nur neue Tricks und so, es ist ebenso eine Art zu Denken, Frauen und Männer, die Menschheit zu verstehen. Für mich ist Pole Dance ein Weg etwas Anderes zu entdecken, nicht nur die sportliche Seite, sondern die innere Veränderung. [Einige werden denken, ich bin eine Hexe. Ja, das bin ich. *hahaha]
Wohin denkst du, wird dich Pole Dance noch bringen?
Ich werde mehr und mehr zur Frau. Ich verstehe mich mehr und ich genieße das. Viele Leute haben Angst vor dem Älterwerden und ich finde es super interessant. Ich erlebe Erfahrungen durch Pole Dance, die ich nicht einmal erahnen konnte. Es ist für mich einfach ein Weg woanders hinzugehen. Obwohl meine Eltern mich unterstützen, sagen sie manchmal: „Oh, du bist nicht verheiratet. Du hast kein Kind.“ und hätten mich gerne normaler. Aber ich denke meine Mission auf diesem Planeten ist etwas anderes - durch Pole Dance Liebe zu verbreiten, meine Leidenschaft, dass andere Leute sich besser fühlen. Sport und Kunst sind mehr - eine Art Therapie. Ich hab das Video zu „Why I Dance“ gesehen und dort wird gesagt „Pole Dancing ist die billigste und die effektivste Therapie.“. Du kannst Musik anmachen und du kannst tanzen. Jeder kann tanzen und sich gut fühlen.
Welche Ziele hast du dir noch gesteckt?
Pole Dance geht immer mehr in eine turnerische Richtung, was gut ist, denn es gibt dem Pole Dance Konsistenz und Wertigkeit. Aber wenn ich ehrlich bin, bin ich froh, dass ich davor zum Pole Dance gekommen bin. Ich wäre vielleicht nicht so abhängig geworden, wie ich es jetzt bin. Ich mag mehr die Emotionen und mich beim Tanz auszudrücken. Ich liebe es auch mich herauszufordern, aber der künstlerische Teil ist eher meins. Mein Ziel ist es, weiterhin die Welt zu bereisen und meine Leidenschaft zu teilen. Ich liebe das Unterrichten, es ist momentan das Wichtigstein meinem Leben. Und neben dem Performen das einzige gerade ;-)
Was ist das Geheimrezept für deinen Erfolg?
Letztes Jahr verstand ich endlich, wie ich mit Wettkämpfen umzugehen habe und gewann die Französischen Meisterschaften. Ständig machte ich mir selbst zu viel Druck. Ich bin eine sehr disziplinierte Person, deswegen mag ich Deutschland ;-). Ich arbeitete und beurteilte mich zu hart und ich verlor dadurch Kraft und Selbstbewusstsein. Erst als ich anfing auch Wettkämpfe zu genießen, hab ich sie gewonnen. Da dachte ich mir, vielleicht muss ich es nur leicht nehmen und so ändere ich mich. Was ich euch raten kann: Gebt das Beste von euch, aber versucht nicht gegen Personen selbst zu kämpfen. Ich denke, eine Challenge gegen dich selbst ist schon genug. Aber am Allerwichtigsten: Genieße es, genieße den Moment.
Aktuell wohnst du in Berlin um für die glamouröse Inszenierung „Show Me“ im Friedrichstadt-Palast als Pole-Artistin zu performen. Wie gefällt es dir in Deutschland?
Ich finde Berlin ist sehr speziell. Ich genieße Berlin aus vielen Gründen, es ist anonymer und ruhiger als viele Latinostädte, in denen ich oft unterwegs war. Es ist entspannender für die Seele. Die Untergrundkultur ist auch sehr faszinierend und inspirirend. Die Arbeit ist sehr diszipliniert und organisiert, das mag ich. Und ich als Zigeunerin habe hier endlich eine Wohnung solange ich hier bin und kann endlich Leute zu mir einladen. *woohoo
Was sagst du zur Show selbst?
Die Show selbst ist mehr sexy, nicht emotional. Die Zuschauer sind mit den einfachen aber wirkungsvollen Tricks besser zu beeindrucken. Mit dem Marchenko bekomme ich weniger Applaus. Das ist das witzige daran. Wenn man nicht aus dem Pole Dancing Bereich kommt ist es schwer die schwierigen Tricks zu würdigen. Ich trage sehr hohe Highheels und die meiste Zeit erinnern sich die Zuschauer nur an meine Schuhe beim Auftritt. Wenn sie mich sehen sagen sie „Oh, deine Schuhe.“ und ich antworte „Ja, danke.“ *hahaha. Das ist der lustige Teil. Was ich am Performen mag ist, dass es eine der größten Bühnen der Welt ist und das ist Wahnsinn.
Du bist ja auch das Gesicht für die neue Lupit Pole. Was macht diese Stange für dich besonders?
Ich habe diese Pole vor ungefähr 2 oder 3 Jahren in Slowenien ausprobiert und ich mochte diese Pole einfach. Unser neues Studio Milan Pole Dance in Dubai haben wir auch mit Lupit Pole ausgestattet. Und es ist schön ein europäisches Produkt zu haben.
Hast du eine spezielle Trainingsroutine?
Ich trainiere 6 Tage die Woche und habe einen freien Tag an dem ich entspanne. Meine Routine ist, nie eine Routine zu haben. Ich versuche nie das gleiche zu machen, sodass sich mein Körper erholen kann. Ich mache einen Tag Stretching, einen Tag Tanzen, einen Tag Power… und sonst wäre es auch langweilig.
Wie sieht ein typischer Tag bei dir aus?
Momentan ist mein Leben Pole Dance. Doch gerade lerne ich auch eine Frau ohne Pole zu sein. Es ist ein hartes Training für mich, ein Prozess mich besser zu verstehen und nicht nur eine Maschine zu sein. Auszugehen ohne zu denken „Ohje, morgen werde ich nicht trainieren können, weil ich zu müde bin.“ ist ein wichtiger Fortschritt für mich.
Wie viele Auftritte hattest du mittlerweile schon?
Viele ;-)
Welche Musik läuft auf deinem Player?
Ich habe verschiedene Musik. Elektro, Rock, Soul. Sehr verschiedene Stile.
...deine Lieblingsdrehung?
Schnell und beweglich.
...dein Lieblingstrick?
Alles was biegsam ist, weil man da schöne Körperlinien hat.
...dein Vorbild?
Ich werde inspiriert von vielen Leuten, Freunden aufgrund ihrer Persönlichkeit, ihrer Willensstärke, ihrer Kultur und auch viele Schüler inspirieren mich.
...deine Motivation?
Avec Passion.
...tägliche Trainingsdauer?
2-3 Stunden (ohne Shows und Unterrichten)
Welche Highlights sind für dieses Jahr noch geplant?
Wenn Show Me zu Ende ist, geht es zum Pole Theatre nach England, wo ich in der Jury sitze, dann zum Pole Camp in Barcelona… Möchtet ihr wirklich noch mehr wissen? Ich besuche viele Länder und es werden noch viele News kommen. Und auf jeden Fall muss ich die Pole Expo in Las Vegas erwähnen. Es wird episch und ich lade euch alle ein an meinem Fly with Marion Video Contest teilzunehmen. Vielleicht fliegen wir zusammen. Voilà.