Oona Kivelä im Interview

Für viele ist Oona Kivelä das Vorbild schlechthin im Pole Dance. Ihre Trainingsvideos auf Youtube sind absoluter Kult und jedes Pole Dance-Victim möchte nur ansatzweise so viel Kraft und Flexibilität an der Stange zeigen wie die Finnin. Mit 9 Jahren hat Oona mit Gymnastik angefangen. Zum Pole Dance kam sie per Zufall. Bei einem Urlaub in New York laß sie einen Artikel über Pole Dance. Ab da war es um sie geschehen. Sozusagen „Love at first spin“. Wir haben die Pole-Ikone bei der Internationalen Fitness- und Sportmesse FIBO Anfang April in Köln getroffen.

Was bedeutet dir Pole Dance?

Pole Dance heißt für mich vertikale Gymnastik verbunden mit Tanz. Ich muss sagen, als Ex-Gymnastin finde ich es extrem frisch und einzigartig so meine akrobatischen Fähigkeiten zu nutzen und auszudrücken. Ich war schon immer ein großer Musikfan, wirklich! Musikalität spielt schon immer eine große Rolle in meinem Leben. Aber ich wollte nicht Sängerin werden oder so, bei mir ging es immer darum mich selbst mit dem Tanzen auszudrücken. Aber ich dachte nicht, dass ich einen Tanzstil finde, der meine „Sprache“ hundertprozentig spricht. Aber als ich Pole Dance und die Stange dann zum ersten Mal sah, wusste ich es auf Anhieb: Das ist mein akrobatisches Tanzinstrument.

Du hast 2008 mit Pole Dance angefangen. Jeder, der Pole Dance betreibt, weiß, dass es Phasen gibt, wo man denk: „ah, sch... warum funktioniert das nicht?!“ Hast du das auch?

Oh ja, die gibt es definitiv.

Wie motivierst du dich?

Mit Musik, definitiv mit Musik. Ich finde, der beste Weg für einen Artisten seine Gefühle durch Bewegung auszudrücken, ist ein wirklich gutes Training. Das klingt einfach. Aber man muss natürlich in der Lage sein, all die schönen Sachen auch machen zu können. Und wenn du dann die Geschwindigkeit, die Stärke, die Flexibilität, die Koordination, und das alles hast, dann liegt es eigentlich nur noch an deinem Kopf. Manchmal leider, aber wenn du den Kopf abschalten kannst, dann kannst du alles machen, was immer du willst.

Hast du da einen Tipp für uns? Denn es ist schon schwer den Kopf abzuschalten. Gerade wenn man schon ewig an einem Spin oder Move arbeitet und es nicht so richtig funktionieren will.

Es geht im Grunde immer um deine körperliche Fähigkeit. Wie ich schon sagte, du brauchst die Stärke, die Geschwindigkeit, die Flexibilität. Das Problem ist, das wir manchmal nicht verstehen, welche Art von Bewegung oder welche Art des Trainings dich dazu bringt das alles zu schaffen. Wir denken, wir machen das doch schon richtig, aber leider ist das nicht so. Deshalb würde ich behaupten, um es zu schaffen, braucht es einen klaren Blick. Wir müssen uns fragen, wo stehe ich gerade? Also die Ziele nicht zu hoch stecken. Du musst die Bewegungen genießen. Meine Ziele sind auch immer hoch, aber ich liebe es auch die Basic Spins immer wieder zu machen und zu verbessern.

Wie oft trainierst du in der Woche?

Es kommt darauf an. Normalerweise trainiere ich zwischen drei und sieben Mal in der Woche. Ich bin ein vielseitiger Sportler, Abwechslung macht mir Spaß. Wichtig ist aber, dass ich mich nicht übertrainiere. Ich will meinen Körper in einem gesunden Zustand halten, und das bedeutet, dass mein Training aus verschiedenen Methoden besteht. Ich trainiere also nicht nur an der Stange.

Du sagtest, du magst die Abwechslung. Was ist dann deiner Meinung wichtiger zu trainieren: Stärke oder Flexibilität?

Beides! Du kannst nicht nur eines trainieren. Dehnen ist genau so wichtig wie Kraft. Die Kombination macht Pole Dance aus. Das wäre wie, was ist wichtiger: die Arme oder die Beine? Ja, sicherlich die Kraft in den Armen. Aber es wäre trotzdem eine sehr langweilige Show ohne meine Beine. (lacht) Deshalb versuche ich alles zu trainieren. Warum etwas auslassen, wenn man alles haben kann.

Welcher Spin ist dein absoluter Favorit?

Oh, meine Lieblingsspins sind alle die, die wirklich „groß“ sind. Aber ich muss auch sagen, dass ich die Basic Spins liebe. Den Step Around zum Beispiel, ich liebe ihn. Wenn du an der Pole stehst und die Musik beginnt, dann zeigt dir der Step Around welche Art der Performance jetzt kommt. Wirklich, alles dreht sich um die Basics! Man sieht schon daran, wie jemand auf der Bühne läuft, ob es gut wird oder schlecht. (lacht) Oh nein, jetzt setze ich mich selbst unter Druck!

Wenn wir schon dabei sind. Dein Lieblings-Move?

Hmm. Schwierig. Wenn es um Flexibilität geht, dann sicherlich der Russian Split oder der Oona Split, um ganz ehrlich zu sein. Ich liebe ihn einfach, so schön und klar, sehr elegant. Auch hier geht es wieder um die artistische Flexibilität und das ständige Wiederholen um die Balance zu halten. Es ist ähnlich wie beim Spagat am Boden.

Du bist bereits zweimalige Weltmeisterin im Pole Dance. Wie sehen deine Zukunftspläne aus?

Jedes Jahr zu gewinnen! (lacht) Aber zuerst geht’s nach London zu den World Pole Sports Championships vom 19. bis 20. Juli. Dort wird versucht Pole Dance in die Olympischen Spiele zu bringen. Da arbeiten alle extrem hart daran. Und das ist das erste Mal, dass ich an diesem Wettbewerb teilnehme. Ich tu mich aber noch ein bisschen schwer mit den Regeln.

Warum?

Ich bin ein bisschen enttäuscht, dass sie keine breitere Auswahl an Figuren festgelegt haben. Wir können nur zwei verschiedene Power-Spins machen, die auch noch gleich beginnen. Ich könnte ihnen aber sofort zehn Power-Spins zeigen, die immer verschieden beginnen. Und ich verstehe nicht warum, denn wir sind gar nicht in der Lage zu zeigen, was wir können und wie vielseitig Pole Dance ist. Aber ich freue mich trotzdem darauf und hoffe, dass alle ihr Bestes geben, damit es mit Olympia endlich klappt.

Dann drücken wir dir die Daumen im Juli und uns allen, dass Pole Dance bald olympisch wird!

Ja, danke!!!

Interview und Text: Sabine Schön

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