Pantera Blacksmith im Interview

Die US-Amerikanerin Pantera Blacksmith sagt von sich selbst: „Oft kopiert, nie erreicht!“ Nadine Rebel hat sie nach Augsburg eingeladen, um bei CrazyPole Workshops zu geben. Neben den Workshops war ein wenig Zeit sich über Pole, Sport, Training, Lebensansichten und vieles mehr auszutauschen.

Wann hast du mit Poledance angefangen?

Das war 1999. Ja, ich betreibe den Polesport jetzt schon seit 15 Jahren.

Und wie kam es dazu?

Als ich 1999 auf Poledance aufmerksam wurde, war diese Tanzart fernab von Fitness angesiedelt. Es gab keine Studios, niemand hatte eine Pole zu Hause. Der einzige Ort an welchem man Poledance ausüben konnte, waren eben Stripclubs und dort habe ich auch begonnen. Es hat mich interessiert und andere Sportarten fand ich meist zu langweilig. Also begann ich Sport und das Geldverdienen zu verbinden. Das Tanzen in den Clubs war für mich einfach nur ein Job. Ich war nicht dort, um Freunde zu finden, was allerdings dennoch passierte, das freut mich. Ich hatte zudem das Glück, dass all die negativen Aspekte, die man diesen Orten nachsagt (Gewalt, Drogen-, Alkohol-, Geldprobleme und vieles mehr) mich nie tangiert haben. Es war ein Job.

In den USA wird der Stangentanz in den Clubs "Exotic Dance" genannt. Wo ist der Unterschied zwischen deinen Auftritten in den Clubs damals und deinen Exotic Dance Workshops heute?

Der einzige Unterschied ist im Grunde die Meinung und die Einstellung, nicht mehr. Alle Sportler und Athleten sind sexy! Körper die sich bewegen und die vom Sport geformt werden, sind attraktiv. Wenn man dann noch mit Liebe an seinem Sport hängt, dann wirkt das nun einmal auf die Umwelt, das ist etwas ganz normales und es ist und bleibt auch erotisch und sexy! Da gibt es im Grunde gar keinen Unterschied. Und sexy ist gut. That's all!

Was denkst du in diesem Zusammenhang über die Vorurteile, die immer noch über Poledance existieren?

Die Vorurteile machen es hart, aber es sind auch die Vorurteile, die den Sport populär und interessant machen. Wenn die Leute anfangen Poledance wie Zumba zu akzeptieren, dann wird der Sport auch viel von seinem Reiz verlieren. Sexyness gehört zu diesem Sport und das ist gut so!

Was machst du sonst so?

Neben Poledance ist mir Crossfit und Yoga sehr wichtig. Ich liebe meinen Hund und ich liebe es zu lernen und Erfahrungen zu machen. Heute freue ich mich, wenn ich mit dir in die Stadt gehen und etwas über Augsburg erfahren kann! Guck, ich habe mir aufgeschrieben, was ich alles ansehen will: Den Dom, die Fuggerei, die Barfüßerkirche, die Maximilianstraße... Können wir das machen? Und vielleicht ein bisschen Yoga am See?

Ja, nach dem Frühstück geht es los! KULTUR! (Das ist so toll, wenn sich jemand wirklich auch für dich und deine Herkunft, deine Stadt und das Drumherum interessiert!)

Wie sieht dein Arbeitsleben aus?

Ich habe eigentlich keinen normalen Job! Der Sport und das Leben füllen mich vollkommen aus und es ist wunderbar.

Welche Musikrichtungen magst du besonders?

Ich liebe Rock 'n' Roll, ein bisschen Heavy Metal, aber auch Classic Rock. Eigentlich jegliche Musik, die von Gefühlen erzählt und auch in der Lage ist, Gefühle zu transportieren und zu wecken.

Wie oft trainierst du und wie lange?

Jeden Tag zwischen 2 und 4 Stunden, manchmal länger. Natürlich benötigt der Körper Ruhephasen, aber „Nichts tun“ ist subjektiv. Herumliegen und faul werden, tut niemandem gut. Man kann sich auch regenerieren, wenn man aktiv ist. Wenn man am Tag vorher ein sehr schulterintensives und -belastendes Training hatte, dann sollte man der Schulter natürlich Ruhe gönnen, aber man kann ja auch Schwimmen gehen, oder Laufen oder irgendetwas anderes machen. Oder Stretching. Es muss ja nicht immer „bis zum Anschlag“ sein, aber aktiv sein finde ich unheimlich wichtig.

Was sind deine Lieblingsmoves, deine Lieblingstricks?

Oh, das ist eine gute Frage. Zunächst mal wechselt das je nach Stimmung und Tagesform. Ich habe unendlich viele Tricks, die ich sehr gerne mag. Im Grunde ist es so, dass viele der Moves und Tricks, die heute als Standard gelten, von mir kreiert wurden. Dazu gehören der Shouldermount, der Side Climb, der Caterpillar Climb, der Inside Leg Hang, der Outside Leg Hang, der Reverse Spin, die Jade Splits und vieles mehr. Heute gehören alle diese Moves zum Standardprogramm, aber ich sage, ich habe sie erfunden. Damals war es mir nicht so wichtig, das alles zu bewerben und die Anerkennung dafür zu bekommen, heute bereue ich das ein wenig. Auf der einen Seite macht es mich stolz und ich freue mich, dass diese Tricks so populär geworden sind, manchmal ärgere ich mich aber auch, dass niemand weiß, dass ich sie kreiert habe und manchmal muss ich auch den Kopf schütteln, wenn ich die Ausführung sehe.

Dein Lebensmotto?

You only die once - you live every day!
Man stirbt nur einmal - man lebt jeden Tag!

Gibt es etwas, was du den Lesern und Leserinnen des Pole Art Magazine mitgeben möchtest?

Ja! Lebt Euer Leben und habt Spaß! Ihr habt genug Zeit im Leben all das zu erreichen, was ihr wollt. Macht Euch einen realistischen Plan und haltet Euch daran, dann ist wirklich fast alles möglich!

Was denkst du über die deutsche Poleszene?

Ganz ehrlich: So richtig viel weiß ich über die deutsche Poleszene nicht, aber es scheint, dass sich hier ein gesunder Wettbewerbsgedanke entwickeln kann. Die Szene wächst, das bekommt man mit. Die Qualität ist sehr unterschiedlich, aber das ist fast überall so.

Was denkst du über „Polefitness“?

Pole ist kein Fitnesstrend, auch wenn es oftmals so verkauft werden soll. Für die meisten „Durchschnittspersonen von nebenan“ ist das, was oftmals als möglich verkauft werden soll, nicht möglich - jedenfalls nicht, wenn es gesundheitlich unbedenklich sein soll. Nach 6 oder 12 Wochen ist ein Durchschnittsmensch, meiner Meinung nach NICHT in der Lage, in Kopfüberfiguren zu gehen und ich halte es für sehr bedenklich, dass viele dies gleich mal in den ersten Stunden lernen wollen, es aber auch bei einigen Angeboten so beworben wird. Zu Poledance gehört mehr. Ein fundiertes Wissen, Erfahrung, Wissen um die Psyche...

Für mich sollte Pole eher wie Martial Arts oder Gymnastik gesehen werden. Es ist eine Lebenseinstellung, die man mal nicht so nebenher machen kann. Wenn man es wirklich gut und sicher können will, dann muss man viel trainieren, wiederholen, fluchen, wieder trainieren und man sollte es vor allem korrekt und sauber können. Über manche Vorgehensweisen muss ich den Kopf schütteln.

Mir sind die 3 "Ps" sehr, sehr wichtig: Progress - Perfect - Perform. Kaum etwas sitzt beim ersten Mal und man muss sich einen Move auch erst zu eigen machen, dann verbessert man sich (Progress), dazu ist viel, viel, viel Üben und viel Training notwendig. Wenn man den Move dann "kann", dann muss man ihn erst perfektionieren (Perfect) - und erst dann ist man in der Lage diesen Move auch zu "performen". Einmal einen Trick zu machen, diesen abzuhaken und ihn vielleicht für die eine Sekunde, in der man ihn halten konnte in ein Foto zu bannen, das ist nicht Training, das hat auch mit Poledance wenig zu tun!

Was sind deine Pläne für die Zukunft, auf was können wir uns freuen?

Ende des Jahres wird hoffentlich mein eigenes Programm auf den Markt kommen. Gerade weil ich der Meinung bin, dass der Polesport oftmals verwässert wird, was die Trainingslehre, aber auch die Sauberkeit und die Fähigkeit den Polesport als Tanzart wirklich zu leben, betrifft, habe ich ein eigenes Programm kreiert. Es soll Trainern und Trainerinnen, aber auch Tänzern und Tänzerinnen die Möglichkeit bieten, direkt mit mir in Verbindung zu treten. Dabei geht es um die Trainingslehre, die Sicherheit, die möglichen Fortschritte und vieles mehr. Es soll helfen, gute Standards zu schaffen und es beinhaltet Methodik, Techniken und alles, was man benötigt, wenn man den Sport richtig ausüben will. Natürlich ist mir dabei auch wichtig, auf diesem Wege mehr Ankerkennung für den Polesport zu bekommen und Grundlagen zu schaffen, die auch Kunden und interessierten Personen die Möglichkeit geben, sich ein Bild über die Qualität des jeweiligen Angebots zu machen.

Poledance wird olympisch! Was sagst du dazu?

Solange es Poledance in Bars und Stripclubs gibt, wird es niemals olympisch werden. Das sollte meiner Meinung nach auch nicht das vorrangige Ziel sein. Natürlich ist es wichtig, dass Standards zum Leben erweckt werden, diese betreffen aber meiner Meinung nach eher die Lehre. Wenn Poledance olympisch wird, dann ist der Charakter und die Einzigartigkeit, die mittels dieser Tanzart zum Ausdruck kommen kann, tot!

Klare Worte, oder? Ich habe es sogar noch diplomatisch formuliert!

Foto und Interview: Nadine Rebel

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