Stefan Fobbe – My Pole Story

Eine Freundin hat mich gebeten nach vier Jahren Pole Dance einen kleinen Erfahrungsbericht zu schreiben. Also, wie hat es angefangen?

Meine erste Begegnung mit Pole Dance hatte ich in der "Disco Contact" in Ibbenbüren. Das dort Gesehene hat mich - obwohl es noch eher die erotische Seite gezeigt hat - begeistert und fasziniert zugleich. Und irgendwann wollte ich das mal selbst ausprobieren. Ich war mir lange nicht sicher, ob ich das schaffen würde, aber da dieser "Virus" mich nun einmal infiziert hatte, wollte ich das unbedingt ausprobieren. Jahre später hat es dann bei der Tanzschule VI-Dance in Essen geklappt. Dass ich als Mann Pole Sport ausprobieren wollte, war dort im Gegensatz zu anderen Studios kein Problem. Ich bin noch niemals zuvor in einem Verein oder einer Tanzschule gewesen, es war alles ganz neu für mich. Nach einer Schnupperstunde und einem Tag Bedenkzeit habe ich dann meinen ersten Kurs gebucht. Donnerwetter war die Trainerin flexibel.

"Kann man das trainieren?" Die Antwort war ja, und so habe ich gleich noch die Stretching Stunde mitgemacht. Das waren dann regelmäßig 90 Minuten Pole und 45 Minuten Stretching an den Sonntagen. Anfangs ging so gut wie gar nichts. Der zweite Mann im Kurs war wesentlich besser, allerdings auch jünger und Streetdancer. Im Laufe der Zeit wurde ich durch die Trainingskontinuität besser. Die richtigen Erfolge wollten sich allerdings nicht einstellen und so gab es teilweise mehr Frust als Lust. Trotzdem habe ich weitergemacht, da ich durch Gespräche mit einer erfahrenen Trainerin gelernt habe, dass alles seine Zeit braucht. Sie war selbst schon jenseits der 40 und hatte daher genügend Lebenserfahrung.

Manche (junge) Trainer haben teilweise Vorstellungen... Im Alter dauert halt alles viel länger und es ist oft demotivierend, wenn man die Fortschritte der "Töchter und Enkel" sieht, während man selbst auf der Stelle tritt. Irgendwann war mir das dann egal und von da an habe ich mir keine Zeitlimits mehr gesetzt, ab wann ich was können muss - das wird schon, es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen und "Gut Ding will Weile haben". Manche Figuren gehen halt nicht mangels Flexibilität oder Kraft. Dazu kommt noch meine Körpergrösse: 1,93 Meter sind für einen Luftakrobaten jenseits der 50 definitiv zu viel. Die Hebel sind zu lang und die bewegte Masse ist zu hoch. Dazu kommt noch das Trägheitsmoment. Trotzdem, irgendwas geht immer, der Weg wird zum Ziel - nicht mehr die Figur.

Was habe ich mich dann über den ersten Handspring gefreut. Über sechs Monate habe ich den immer wieder versucht bis er dann geklappt hat. Und dann kommt ein Mädel - drei Monate erst dabei - guckt sich das an und macht das einfach... That's life. Das Mädel hatte es einfach drauf, super, Respekt! Mittlerweile habe ich meinen Platz in der Pole Sport Community gefunden. Ich freue mich zusammen mit den anderen, wenn sie einen neuen Pole Move gemeistert oder bei einer Meisterschaft Erfolg haben. Meine Freude ist still, geht aber dafür sehr tief. Ich versuche mittlerweile ein paar Level 6 Figuren der Pole Dance Community einzuüben. Die ersten Schritte sind gemacht, allerdings gibt es in der Tanzschule nur wenige Trainer und noch weniger Schüler, welche da mithalten können. Wir sind halt kein Pole Sport Leistungszentrum. Hinzu kommt die starke Differenzierung. Viele Mädels und junge Frauen üben sich eher in Contorsionfiguren und Floorwork. Bei mir geht das halt nicht mehr und somit muss ich mich auf Figuren und Pole Moves konzentrieren, welche für meinen Körper noch zumutbar sind.

Flexibilität - mittlerweile das entscheidende Kriterium für die (Un-)Möglichkeit eine bestimmte Figur zu meistern. Es wird bei mir nicht besser sondern eher schlechter. Was noch geht, ist die Arbeit an Kraftfiguren wie dem "Air Shoulder Mount" und ähnlichen Figuren, bei denen keine hohe Flexibilität gefordert wird. Was kann man jenseits der 50, wenn man niemals Leistungssport gemacht hat? Alles was Spaß macht, was der Körper noch kann und was der Arzt erlaubt. Es gibt dann Möglichkeiten und Dinge - besonders im Pole Sport - welche man sich früher als Kind vielleicht niemals zugetraut hat. Ich musste erst 50 Jahre alt werden für meinen allerersten Handstand.

Von daher gehe ich mittlerweile meinen eigenen Weg. Vier Jahre Pole Dance und zwei Jahre Luftakrobatik am Aerial Hoop haben eine gute Basis geschaffen. Wenn der Tag schlecht läuft, mache ich das, was noch gut geht, selbst wenn es nur Figuren und Spins aus den Anfängerleveln sind. Denn auch diese Basics muss man immer wieder üben und von der Performance her verbessern. Wie schon gesagt, irgendwas geht immer. Und manchmal kommt dann so ein Tag, an dem alles klappt - perfekter Grip, super Kondition, der Körper gibt ein positives Feedback und es gehen plötzlich Sachen, welche noch vor einem Monat als unmöglich erschienen sind. Und dann ist die Freude besonders groß. Das sind die ganz besonderen Tage. Man merkt, dass sich die langjährige Arbeit gelohnt hat und ist im Stillen überglücklich. Dann zählt nur das Hier und Jetzt. Man freut sich, weil man genau weiß, dass auch wieder schlechte Tage kommen. Dann erinnert man sich an einen dieser magischen Tage und macht weiter - solange der Körper mitmacht und die Erde sich dreht.

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